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Schweigen  brechen Kindesmissbrauch und mehr....

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Dein Erlebnis

Hier ist ein Raum, wo du dein Erlebnis aufschreiben kannst und damit dein Schweigen brichst.

Es kann sehr befreiend sein, den Mut zu haben sein Erlebnis aufzuschreiben und kann auch anderen Mut machen.

Bitte, pass beim Lesen auf dich auf, weil die Erlebnisse starke Gefühle auslösen können

hier geht es zum Eintrag

- gemeinsam sind wir stark-

Dies ist ein Erlebnis, was ich auf die erste Seite setze, weil sie sehr lang ist.

Bitte lese sie nur, wenn es dir gut geht, da sie sehr TRIGGERN kann.

Johannes Geschichte

Meine Geschichte

 

Geboren bin ich 1965 in einem kleinen Dorf im Taunus. Mein Leben fing bereits mit einem Gewaltakt an. Ich wurde kurz nach der Geburt im Krankenhaus “vergessen”! Nachdem einige Wochen vergangen waren und das Klinikpersonal endlich einen Verwandten von mir ausfindig machen konnten, kam ich zu meinem Vater. Meine Mutter war zu dieser Zeit nicht auffindbar. Da er keine Ahnung hatte, wie er mit einem kleinen Säugling umzugehen hatte, lies er mich einfach im Bett liegen und verschwand ebenso. Ich war vergessen und nur der Umstand dass mich Nachbarn irgendwann nicht mehr Weinen hörten, lies mich am Leben.

Kurze Zeit nachdem ich Leblos in meinem Bett gefunden wurde, holte mich meine Oma zu sich und dort blieb ich etwa bis zu meinem vierten Lebensjahr.

1969, als ich etwa vier Jahre alt wurde, gedachten meine Eltern wieder an mich. Ich hatte zu dieser Zeit bereits zwei Geschwister und meine Mutter war wieder schwanger. Sie holten mich wieder zu sich und ich kann mich erinnern, dass ich in meiner ersten Nacht bei meinem Eltern das erste Mal vergewaltigt wurde. Und zwar von meinem Vater.
Meine Mutter war schwanger und mein Vater brauchte Sex. So einfach war das. Ich erinnere mich:

Ich hatte rote Strumpfhosen und schwarze Riemchensandalen an als ich vergewaltigt wurde. Ich weiß dass mein Vater sagte ich solle Ruhig sein und mich nicht so “zieren”. Ich weiß noch dass meine Mutter meine Beine festhielt als er mich vergewaltigte. Ich weiß noch dass ich seinen Alkoholgeruch wahrnahm und furchtbare Angst hatte. Aber ich erinnere mich kaum an den Schmerz. Ich bin ohnmächtig geworden. In dieser Nacht spaltete sich meine Seele. Und seid dieser Nacht habe ich MPS.
Damit hörte mein Missbrauch nicht auf. Im Gegenteil, mit dieser Vergewaltigung fing mein Missbrauch erst an. Ich weiß nicht wie ich Überlebt habe,  ich weiß nur noch dass meine Mutter mich danach wusch und mir ein neues Nachthemd anzog. Und die ganze Zeit sagte sie, ich sei nun Papas kleines Mädchen

Als meine Mutter dann einen kleinen Jungen gebar, wurde alles nur noch schlimmer. Mein kleiner Bruder durfte nicht schreien, als er eines Tages doch schrie, nahm mein Vater das Baby aus dem Bettchen. Ich stand zu diesem Zeitpunkt am Treppenaufgang und als mir mein Vater zurief: “Fang!” dachte ich er wirft mir eine Puppe zu. Ich war noch zu klein um wirklich zu fangen, und so fiel mein kleiner Bruder direkt vor meine Füße. Er hörte auf zu weinen. Seid dem ist er Geistigbehindert. Auch er hat es Überlebt.

1974, als ich etwa neun Jahre alt war, bekamen meine Eltern immer mal wieder Besuch von ihren Freunden. Menschen mit Tätowierungen. Ein Mann hatte eine Tätowierung auf seinem Penis. Sein Name war Klaus. Einmal fragte er mich ob ich ein Zauberkunststück sehen möchte. Ich sagte ja. Und so zeigte er mir seine Tätowierung die sich, dadurch dass sich sein Penis vergrößerte veränderte, aus Marie wurde Marieanne.

Etwa zur gleichen Zeit wurden meine Geschwister und ich Fotografiert. Wir mussten uns ausziehen und  miteinander Sex haben. Irgendwann wurden diese Stellungen gefilmt. Ich “schlief” nun nicht nur mit meinen Geschwistern, sondern auch mit den Freunden meines Vaters. Ein Freund hieß Mike, den Namen des anderen habe ich vergessen. Auch meine Mutter hatte Freundinnen, die sich daran beteiligten. Eine Freundin brachte ihre Tochter mit. Sie hieß Annabell.
Die Bilder wurden zu einem kleinen Katalog gebunden und in der Nähe unseres Wohnortes im Wald deponiert. Eines Tages fanden wir “unsere” Aufnahmen beim Spielen am Bach. Meine Geschwister und ich zerrissen die Kataloge, doch Tage später wurden wieder neue produziert.

Als ich etwa zehn oder elf Jahre alt wurde, starb Annabell. sie wurde in der Badewanne ertränkt. Ihr Vater kam dafür ins Gefängnis.

Ich habe viele Erinnerungen die zeitlich nicht eingrenzbar sind, hier einige davon:

-Ich wurde nachts von meiner Oma geweckt und in ein Taxi gesetzt. Mein Vater wartete vor einem Haus. Er bezahlte den Taxifahrer und brachte mich in einem Raum, in diesem standen Rosa Sessel mit roten Herzkissen. Er gab mir Sekt zu trinken, damit ich lockerer wurde. Dann kam ein junges Mädchen und kümmerte sich um mich. Meine Mutter beschäftigte sich mit einem Dunkelhäutigen Mann. Das Mädchen brachte mich irgendwann zu diesem Mann.-
Ich weiß nicht wie ich wieder Nachhause kam. Meine Oma verbrannte meinen blauen Mantel im Küchenofen, weil er “schmutzig” war.

-Ich lief eines Nachts davon. ich hatte nur ein Nachthemd an und war barfuß. Es war Winter. Es schneite. Ich lief in den Wald um mich dort zu verstecken. Ich hatte furchtbare Angst und es war so kalt. Ich krabbelte tief in den Wald und versteckte mich unter einer Fichte, deren Nadeln bis zum Boden reichten. Dort hatte ich einen weichen Platz gefunden. Ich legte mich hin um zu schlafen. Irgendwann wurde ich wachgerüttelt und man leuchtete mir mit einer Taschenlampe in die Augen. Man hatte mich gefunden.

-Mein Vater ging im Sommer jeden Morgen um vier Uhr mit uns in den Wald. Er nahm seine Pistole  und sein großes Messer mit. Ich kann mich nur an Bruchstücke erinnern:
Im Wald machte er “Schießübungen” - Wir mussten uns ausziehen - Wir hatten Angst, oft war es noch Dunkel und wir hatten Schmerzen.
Andere Erinnerungen habe ich nicht. Aber ich vermeide möglichst jede Art des Spaziergangs. Ich liebe die Natur, aber am liebsten betrachte ich sie mir durch das Innenfenster eines Autos. Nur selten bekommt man mich dazu spazierenzugehen, oder Wald und Wiese nur zu betreten. Dies ist für mich nicht einfach zu erklären, da ich ein sehr Naturliebender Mensch bin...

Im Sommer 1974, versuchte sich meine Mutter zu erhängen. Sie wurde durch meine Schwester und mich gefunden. Ihr Gesicht war blau angelaufen und ihre Zunge hing aus dem Mund. Ihre Augen waren offen und nach oben gerollt. Wir liefen zu Oma. Oma und eine Nachbarin hängten meine Mutter ab. Meine Schwester schrie furchtbar. Ich dagegen war ganz ruhig und sagte nur:
“Hör auf zu schreien, sie ist Tot!”

Nur war sie nicht tot. Als mein Vater kam, konnte meine Mutter schon wieder laufen. Sie erzählte ihn, dass sie sich wegen mir das Leben nehmen wollte. Sie würde mich hassen und sie wünschte ich währe verreckt. Mein Vater wurde wütend und schlug sie. Doch sie schrie immer wieder: “Ich will das dieses hässliche Balg stirbt!” Irgendwann drehte mein Vater durch. Er kam zu uns ins Kinderzimmer und schlug auf mich ein, würgte mich. Als ich mich immer noch wehrte hob er mich hoch und warf mich aus dem Fenster. Nachbarn die dies mitbekamen riefen die Polizei.
Ich kam zu Pflegeeltern und mein Vater kam in eine Psychiatrie.
Ich kann mich nicht erinnern wie ich zu meinen Pflegeeltern kam, noch ob es Zeitlich genau nach dem Fensterwurf war. Anhand einer Nachbarin die ich vor gut zwei Jahren fragte, muss ich wohl verletzt gewesen sein. Nur kann ich mich an keine Verletzung erinnern.

Meine Pflegeeltern bekamen keinen Kontakt zu mir, ich sprach nicht und war nicht bereit mich anfassen zu lassen. Ich schrie wenn mich jemand berührte. Mein Pflegebruder machte sich daraus seinen Spass, indem er mich immer wieder am Rücken berührte und ich dann wie wild anfing zu schreien. Er fand das sehr Lustig.
Nach etwa einem halben Jahr wurde ich mit meiner Schwester ins Heim gebracht. Doch dort blieb ich nicht sehr lange. Kurze Zeit später holten mich meine Oma und mein Vater wieder zurück “Nachhause”. Und mein Martyrium fing von vorne an.

Es hörte erst auf als ich etwa 16 Jahre alt war. Meine Schwester und ich wurden bei einem Diebstahl erwischt. Die Polizei brachte uns Heim. Mein Vater verlangte von uns, dass wir vor Gericht aussagen sollten, die Verkäuferin hätte uns die gestohlene Ware zugesteckt. In der Nacht haute ich mit meiner Schwester von Zuhause ab. Ich nahm mir 100 DM aus dem Portemonnaie meiner Oma und kletterte aus dem Toilettenfenster. Wir rannten durch den Wald bis zur nahegelegenen Bundesstraße. Dann gingen wir immer am Randstein der Straße entlang. Hin und wieder nahmen uns Autofahrer mit. Doch die meiste Zeit liefen wir. Als es Morgen wurde, wollte meine Schwester umdrehen, es regnete und wir waren klatschnass und müde. Aber ich lief weiter, ich hatte kein Ziel aber ich lief und lief.
Als es 10 Uhr wurde, nahm uns ein Lastwagenfahrer mit. Er fragte nicht viel. Nach einer halben Stunde fahrt setzte er uns an einer Autobahnraststätte ab. Und dort empfingen uns bereits Polizisten.

Die Polizisten waren sehr nett und verständnisvoll, nur leider konnten sie nicht viel für uns tun. Denn wir sprachen nicht. So verständigten sie das Jugendamt. Die Leute vom Jugendamt brachten uns dann auch wieder zurück zu unseren Eltern.
Mein Vater empfing mich mit den Worten: “Du bist tot!”
Ich sagte daraufhin: “Bring mich um, oder mach sonst was mir mir, es ist mir egal. Ich bin tot, naund!”
In der Nacht darauf wollte er mich wieder missbrauchen, ich hatte mir ein Küchenmesser unter mein Kissen gelegt. Und als er kam, zog ich es hervor. Ich sagte nur: “Entweder sterbe ich, oder du. Einer von uns beiden krepiert!”
Da lies er mich in Ruhe.

Etwas später wurde ich Punk, und nahm Drogen. Ich machte meine erste Therapie und mein Therapeut verschrieb mir Valium! Ich betrachtet ihn als Drogenbeschaffer. Als ich 17 Jahre alt wurde, hatte ich drei Selbstmordversuche hinter mir und wollte mir den goldenen Schuß setzen. Doch einen Tag zuvor lernte ich meinen ersten Freund R. kennen. !983 hatte ich meinen Entzug. Und mein Freund bekam Multiple Sklerose.
Im gleichen Jahr hatte ich meinen ersten Flashbacks. Ich erinnerte mich an meine erste Vergewaltigung, siehe oben.
1986 hatte ich meine erste Fehlgeburt. 1988 hatte ich meine zweite Fehlgeburt. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich schon, dass ich R. mehr als großen Bruder, statt als Mann liebte. Ich träumte von einer Beziehung mit einer Frau. Doch ich hatte Angst davor.

1990 heirateten wir, obwohl ich R. sagte, dass ich Lesbisch sei. Er glaubte mir nicht. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits so stark behindert, dass er einen Rollstuhl brauchte um sich fortzubewegen. Auch hatte ich immer mehr die Aufgabe seiner Pflegerin übernommen. 1995 hatte ich meine dritte Fehlgeburt. Ich war im fünften Monat schwanger, als ich durch eine Sturzgeburt mein kleines Mädchen verlor. Ich wäre beinahe verblutet. Die Ärzte sagten mir, dass ich keine Kinder bekommen könne. Meine Gebärmutter sei stark vernarbt.
Kurz nach dieser Fehlgeburt machte ich meine zweite Therapie. Es war eine Gesprächstherapie die mich nicht weiterbrachte, zu diesem Zeitpunkt dachte ich “die Wände rücken näher”. Ich litt unter starken Depressionen.

1995 hatte ich schon einiges Therapieanläufe hinter mir. Eine Therapeutin schickte mich Nachhause, weil sie keine Frau mit Missbrauchserfahrung therapieren wollte. Eine Therapeutin meinte, nachdem ich ihr meine Geschichte erzählt hatte, ich sei eine gute Schauspielerin und eine Therapeutin sagte mir nach einer Weile sie hätte keinen Platz mehr frei. Ich solle mir einen anderen Therapeuten suchen. Ich war verzweifelt, wütend und dachte wieder an Selbstmord. Ich “vergaß” alles. zeitweise wusste ich noch nicht einmal meinen Namen. Ich “wachte” im Bus auf und wusste nicht wohin er fuhr. Ich unterhielt mich mit Menschen und plötzlich wusste ich keinen einzigen vorherigen Satz. Ich vergaß meine Adresse, meine Telefonnummer. Ich hatte keine Ahnung wer meine Freunde waren. Und ich hatte Albträume.
Nachdem meine Albträume so schlimm wurden, dass ich Nachts überhaupt nicht mehr schlief (Ich hatte es zu sieben wachen Tagen und Nächten gebracht!) suchte ich mir eine Therapeutin aus dem Telefonbuch. Dann rief ich bei ihr an und sagte: “Ich glaube ich habe eine Multiple Persönlichkeitsstörung, wenn sie nicht wissen, was das ist, leg ich wieder auf!”
Meine Therapeutin sagte: sie wisse was eine MPS ist und ich soll doch erst mal vorbei kommen.
Bei dieser Therapeutin blieb ich ein Jahr. Über MPS haben wir so gut wie nie gesprochen.

1996 machte ich ein Psychologie Studium. Beendete es aber nach dem dritten Semester. Im gleichen Jahr sprach ich das erste mal mit R. über Trennung. 1997 trennte ich mich dann endgültig von R. Im gleichen Jahr hatte ich mehrere Kurzbeziehungen zu Frauen.
1998 lernte ich meine jetzige Lebenspartnerin kennen. 1999 wurde ich geschieden und  bekam erneut einen Flashback;  Und unglaubliche Schmerzzustände. Ich kam von einer Klinik in die nächste. Man fand keine Ursache für diese Schmerzen. Ich konnte zeitweise nicht laufen, nicht schlucken. Ich sah Doppelbilder und zeitweise konnte ich kaum sehen. Noch dazu wurde mein Asthma  schlimmer. Ich dachte ich sterbe.
1999 kam ich in eine Rheumaklinik. Dort wurde Fibromyalgie ( Weichteilrheuma) und einige Arthrosen in der Wirbelsäule diagnostiziert. Man fragte mich nach meinen Narben, nach meiner Kindheit. Nur zögernd sprach ich offen über meinen Missbrauch.
 
2001 bekam ich einen Platz in einer Traumaklinik. Dort wurde MPS diagnostiziert. Als ich wieder entlassen wurde, ging ich weiterhin zu meiner Therapeutin, die mich in der Klinik betreute. 2002 heirateten meine Lebenspartnerin und ich standesamtlich. 2003 schloss ich meine Therapie bei meiner  letzten Therapeutin ab. Seit dem geht es mir gut. Ich lerne immer mehr mit meinen Persönlichkeiten zu leben. Sie anzuerkennen als Teile von mir. Mittlerweile unterhalte ich mich im Inneren mit den einzelnen Teilen. Manche Teile kennen sich untereinander. Ich fühle mich glücklich. Vor einem Jahr sprach ich mit meinen Freunden über MPS und über meine Kindheit. Ich wollte endlich Sichtbar sein. Für meine Freunde war es anfangs ein  Schock. Doch sie wissen heute,  dass es nicht an meiner “Schusseligkeit” liegt, wenn ich wieder einmal “vergesslich” bin,  sondern andere Gründe hat. Sie verstehen, warum ich nicht so gerne Spazieren gehe, obwohl ich die Natur liebe. Und sie verstehen, warum ich manchmal sehr kindlich bin, obwohl ich auf die vierzig zugehe. Meine Lebenspartnerin hat mir gezeigt wie schön es sein kann, zu leben, zu lieben und geliebt zu werden. Und meine beste Freundin zeigte mir, dass ich mit meinen Erfahrungen sehr wohl im Stande bin, als Lebensberaterin zu arbeiten.
Ich arbeite heute als Lebensberaterin und Trauerberaterin. Ich lebe mit vier Katzen und meiner Frau im Odenwald. Ich habe liebevolle Freunde und eine Nenn-Familie gefunden. Ich bin glücklich!


 
 

Mahnmal:

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